Besuch aus Ruanda
Besuch aus Ruanda
Am Abend des 6. April 1994 befand sich das Flugzeug des Staatspräsidenten von Ruanda, Juvénal Habyarimana, im Anflug auf den Flughafen der Hauptstadt Kigali. Gegen 20.30 Uhr wurde die Maschine von einer Rakete getroffen. Keiner der Insassen, darunter auch der Staatschef von Burundi, überlebte den Absturz.
Der Anschlag wurde den Tutsi angelastet, einer ethnischen Volksgruppe, die seit Jahrhunderten friedlich miteinander lebten, allerdings nach dem Ende der Kolonisation durch die Belgier an der Regierung mitbeteiligt waren und dadurch bevorzugt wurden und Vorteile hatten. Sie zogen damit den Hass der Hutu auf sich, der 1994 eskalierte und nach dem Tod des Staatpräsidenten zum Völkermord wurde. Innerhalb zweier Monate wurden mehr als 1 Million Tutsis und gemäßigte Hutus ermordet. Die Blauhelmsoldaten der UN sahen zu.
Jafet, ein junger Mann, ein Tutsi, verlor bei diesen brutalen Morden seine Mutter und sechs seiner Geschwister. Er musste mit Vater und zwei Geschwistern in den Kongo fliehen, nach einem halben Jahr wieder nach Ruanda zurück, wo er in ein Kinderheim kam und dort, zum ersten Mal in seinem Leben, ein Päckchen bekam, „Weihnachten im Schuhkarton“, das seinem Leben eine Wende gab: er fand zurück zum liebenden Gott. Während eines freiwillig sozialen Jahres in Uganda lernte er seine deutsche Frau kennen, wohnt und arbeitet nun schon seit 15 Jahren in Deutschland und besuchte in der letzten Juniwoche den Bodensee. Das Kennenlernen in der Stadtmission führte zum Besuch des Jugendkreises des CVJM Stetten am Dienstag, den 26. Juni.
Jafet fand die Ohren und Herzen der Jugendlichen. Viele Fragen wurden ihm gestellt und die jungen Menschen hörten ihm aufmerksam zu, wie er von Heilung und Vergebung sprach, von Neuanfang und von Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung der Menschen und der Welt. Danach hatten alle noch Lust, auf den Sportplatz zu gehen und eine Runde Volleyball zu spielen. Allen war klar: sie hatten einen neuen Freund gefunden und wieder einmal war die Freude groß darüber, wie groß und herrlich die weltweite Verbundenheit mit Menschen ist und wie ein Päckchen das Leben neu machen kann.