Besuch bei FlüchtlingsfamilieN
"Raus aus der Kuschel-und Komfortzone des Jugendraumes" und hinein in das Abenteuer "Begegnung mit Menschen". Bei der Vorbereitung des neuen Jugendkreisprogrammes für das 1. Vierteljahr im neuen Jahr wurde dem Team bewusst, dass es nicht sein kann, dass wir uns immer nur im Jugendraum tummeln, was super schön und wahnsinnig bequem ist, sondern unbedingt dran ist, mal rauszugehen und Beziehung zu leben. Aber wohin? Wir entschieden uns für unsere Freunde, die Flüchtlinge. Längst sind die Anfangsbarrieren abgebaut und fast schon zur Normalität sind die vielen Kinder und Jugendlichen geworden, die wöchentlich in die Gruppen oder mit auf Freizeiten fahren. Dennoch: ein Besuch zu Hause würde schon nochmal ein bisschen anders sein. Wir fanden 6 Familien, die sich am Dienstag, den 6.Februar von 20.00-21.00 Uhr die Zeit nehmen wollten, um 3 Jugendliche zu empfangen und mit ihnen ins Gespräch darüber zu kommen, warum sie fliehen mussten, wie es auf der Flucht war, was ihnen an Deutschland gefällt, was sie vermissen, was sie hier gerne essen, wie es mit dem Deutsch lernen klappt,.....
Ausgestattet mit einer Blume und Erdnüssen machten sie sich auf den Weg zu den Familien und wurden herzlich empfangen.
Hier ein paar Eindrücke:
6 Familien (1iranische, 2 afghanische und drei syrische aus Stetten, Meersburg und Immenstaad ) hießen die Jugendlichen in Gruppen zu je drei Teilnehmern in ihren Häusern und Wohnungen willkommen. Herzlich empfangen und gastfreundlich bewirtet mit „Chai“, Kuchen und Keksen war die anfängliche Scheu und die Spannung schnell verflogen. Die mitgebrachten vorbereiteten Fragen zu ihrer Flucht und den Gründen, die Schwierigkeiten mit der Sprache und Kultur, Heimweh und Sehnsucht nach zu Hause mussten nicht gestellt werden, weil es schnell zum Erzählen darüber kam, was sie erlebt haben und wie es ihnen heute in einem fremden Land geht. Lydia Häring: „Ich war am meisten berührt von den Erzählungen von der Flucht, wie der Vater z.B. seinen Sohn in der Dunkelheit durch einen tiefen Fluss getragen hat.“ Und Paul Horn war total begeistert über die lockere Atomsphäre: „Die Offenheit hat mich sehr überrascht und wir haben viel gelacht und geredet. Es war einfach nur lustig.“ Verlust der Heimat, den Tod von Familienangehörigen und Freunden, zerstörte Häuser und Ortschaften, Ängste und schwere Träume belasten die Familien. Die Sorgen um Hinterbliebene und Freunde trüben die Freude an der Freiheit und Sicherheit in Deutschland. Und dann erzählen sie von der Freunde und Dankbarkeit über Menschen, die zu Besuch kommen, bei Schulproblemen, Jobsuche behilflich und ihnen in den vielen kleinen Alltagsherausforderungen zur Seite stehen.
Mit einem Blümchen bedankten wir uns bei den Familien für ihre Gastfreundschaft. Und allen war klar: Flüchtling zu sein ist man nicht aus freien Stücken und was für ein Geschenk, wenn man das alles nicht erleben muss und Friede im Land ist. Und wir sind glücklich, diese Menschen zu kennen und Freundschaften mit ihnen zu schließen.