Besuch aus Palästina

Am 13.Oktober klingelte das Telefon. Am Apparat war ein junger Mann.

"Mein Name ist Jonas Krieger aus Ramallah (Palästina). Ich arbeite in einer Firma, die junge palästinensische Menschen fördert und finanziell unterstützt. Wir haben über das Jugendwerk Stuttgart gehört, dass der CVJM Stetten im Sommer Gastgeber für einen Ausflug mit Studenten aus Palästina sein möchte. Könnten Sie sich auch vorstellen, für ein paar Tage Gastgeber für eine junge Frau zu sein, die künftig im YMCA Ost-Jerusalem Jugendarbeit machen wird? Ihr Name ist Yara Dowani, 23 Jahre alt. Sie soll die Möglichkeit bekommen, in deutschen CVJM-Gruppen Einblicke und Eindrücke zu sammeln."

Wir sagten zu. Klar, so ein Besuch kommt nicht alle Tage. Wir waren gespannt, zugleich stolz über diese Ehre und freuten uns.

Vom 21.-25. November war Yara bei uns. Leider war das Wetter genau in der Zeit so furchtbar neblig und feucht, dass sie von der schönen Landschaft nichts gesehen hat. Dennoch versuchten wir ihr eine schöne und lebhafte Jugendarbeit zu vermitteln und sie freundschaftlich einzubinden, so gut es ging.

So war sie am Freitag in der Krippenspielprobe und stellte sich dort den neugierigen Fragen der Jungen und Mädchen. Am Samstag kam sie mit zur  Orangenaktion nach Bermatingen, wo sie mit Tim einen Posten und sichtlich viel Spaß dabei hatte.  Den Samstagabend verbrachte sie im Hause Engel beim guten Essen und warmem Kerzenschein. Wir  haben ihr interessiert zugehört, was sie  aus ihrem Leben im besetzten Palästina erzählte, der Situation der Jugendlichen, der Politik und den Ereignissen des Sommers in Gaza. Friede ist so zerbrechlich. Glücklich, wer ihn hat.

Sie genoss den Kuchenverkauf am Sonntag in der Gärtnerei Schupp und die netten Gespräche am Stand. Fasziniert war sie von den Schülern und Schülerinnen der Klasse 4 am Montag in der Grundschule und freute sich über den Nachmittag in Meersburg mit ein paar Mädels aus der Jugendgruppe.

Wir haben sie ins Herz geschlossen, haben eine junge Frau kennengelernt, deren Leben geprägt ist von Krieg, Unterdrückung, Demütigung, Mauern, Soldaten, Einschränkung, Angst, Unruhe, Wut und Trauer, aber auch von Hoffnung auf das Ende der Besatzung, von Sehnsucht nach Freiheit und Frieden.

Nach Stationen in Stuttgart und Berlin, Sachsen und Niedersachsen ist sie zurückgekehrt nach Jerusalem.

Sie schrieb in einer mail am 18.Dezember kurz vor ihrer Abreise:

 

"It has been really productive for me, I have learnt so many things,  I am ready to go back to Palästine to start my project. It is because the people like you who believe in me and welcomed me in their house, I am able to take this good energy and use it to help young Palestinians.

I hope one day Palestine will be in peace and free, not only Palestine, but the whole world.

I hope we will see each other again soon maybe next summer, or maybe in Palestine, who knows.

Merry christmas and have a blessed year.

Love

Yara